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Riester lohnt sich, oder nicht?

Ob sich eine Riester lohnt oder nicht kann nicht pauschal mit Ja oder Nein beantwortet werden. Fakt ist, sie lohnt sich nicht für jeden.

Fakt ist aber auch, dass das Geld meistens nur in eine Richtung wandert: Der Steuerzahler gibt – und der Staat nimmt. Doch es geht auch andersherum: Mit der Riesterrente profitieren vor allem Familien von der Förderung durch den Staat.

Allgemein wird über die Riester schon seit langem gestritten. Sie ist nicht rentabel, die Produkte sind zu kompliziert und mit vielen Sonderregelungen verbunden. Klassische Riester, Riester Bank-/ oder Fondssparplan, fondsgebundene Riester oder die sogenannte Wohnriester, wer soll hier noch den Durchblick behalten?

Wer die Riester nicht versteht, der lässt dann lieber ganz die Finger davon. Dabei kann die Riester so einfach sein, wenn man sich wirklich auf das beschränkt wofür sie ursprünglich gedacht war. Nämlich als zusätzliche private Altersvorsorge mit staatlichen Zulagen.

Riester einfach erklärt?

Wer mindestens 4% maximal 2.100 € seines jährlichen Bruttoeinkommens in eine Riestervorsorge investiert wird vom Staat in Form von staatlichen Zulagen belohnt. Kommen noch Kinder hinzu, wird man mit weiteren Zulagen belohnt.

Beispiel einer 30 jährigen Musterperson mit 2 Kindern:

Bruttoeinkommen                        30.000 € jährlich

4 % für volle Förderung               1.200 jährlich

Abzüglich Grundzulage               175 € jährlich

Abzüglich 2 Kinderzulagen         600 € jährlich

Optimaler Eigenbetrag                425 € jährlich

Bämm, der Staat übernimmt in diesem Beispiel 64,58 % der Vorsorge unseres Musterkunden. Na wenn das mal keine Rendite ist.

Betrachten wir es einmal genauer auf die Laufzeit

Die Grundzulage in Höhe von 175 € erhält unsere Musterperson sofern sie die 4 % in die Altersvorsorge investiert bis zum Ablauf des Vertrages. Also maximal bis zur Vollendung des 67. Lebensjahres.

Die Kinderzulagen erhält sie bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres bzw. so lange die Kinder kindergeldberechtigt sind. Danach müssen die Kinderzulagen in Höhe von 600 € jährlich aus dem eigenen Einkommen bestritten werden

Für die Berechnung mache ich es mal einfach – Unsere Musterperson bekommt Zwillinge und verdient bis zum 67. Lebensjahr regelmäßig nur 30.000 € im Jahr.

Dann sieht die Rechnung bis zum 67. Lebensjahr wie folgt aus:

Bruttoeinkommen                  1.100.000 €

4 % für volle Förderung.        44.000 €

Das bedeutet, in 37 Jahren muss unsere Musterperson 44.400 € im Riestervetrag sparen.

Gehen wir einfach mal vom Optimum aus und setzen voraus, dass die Kinder bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres kindergeldberechtigt sind und die vollen Zulagen erhalten.

Eigenzulage ersten 24 Vertragsjahren         4.200 €

Kinderzulage ersten 24 Vertragsjahren      14.400 €

Eigenbeitrag ersten 24 Vertragsjahren       10.200 €

Sobald die Kinder das 25. Lebensjahr erreicht haben entfällt die Kinderzulage. Unser Musterkunde muss daraufhin für die restlichen 13 Jahre die bosher erhaltene Kinderzulage aus eigenen Mitteln einzahlen.

Das heißt, für die restlichen 13 Vertragjahre:

Eigenzulage                 2.275 €

Kinderzulage               0 €

Eigenbeitrag               13.325 €

Fassen wir einmal zusammen, unsere Musterperson musste in 37 Jahren 44.400 vom Einkommen im Riestervertrag sparen:

4 % für volle Förderung            44.400 €

abzgl. Eigenzulage                      6.475 €

abzgl. Kinderzulage                   14.400 €

effektiv selber gespart             23.525 €

Das bedeutet, unsere Musterperson hat auf die gesamte Laufzeit in diesem Beispiel effektiv 23.525 € selber in seinen Riestervertrag eingezahlt. Das sind 53,47 % des erforderlichen Sparvolumens. Die restlichen 46,53 % hat hier der Staat übernommen. Eventuelle steuerliche Vorteile sowie Gehaltsanpassungen sind, um es einfach zu halten, hierbei nicht berücksichtigt worden.

Was kommt am Ende bei der Riester raus?

Konservativ gerechnet und unter der Voraussetzung, dass der Vertrag bis zum Ablauf alle erforderlichen Bedingungen für die Zulagen erfüllt hat, erhält unser Musterkunde je nach Anbieter eine garantierte lebenslange monatliche Zusatzrente in Höhe von 100 – 120 € raus.

Riester lohnt nicht? Dafür, dass unsere Musterperson im Schnitt 53 € monatlich eingezahlt hat um eine Rente von 100 – 120 € zu erhalten lohnt nicht?

Jetzt kommen die Kritiker auf den Plan

Die Riester schließt nicht wie geplant die Lücke zwischen der gesetzlichen Rente und dem Nettoeinkommen!

Wir sagen:

Es war nie geplant diese Lücke zu schließen. Vielmehr wollte man 2000/2001 das reduzierte Nettorentenniveau welches von 70 auf 67 % gesenkt wurde auffangen und dafür einen steuerlichen Anreiz schaffen privat zusätzlich vorzusorgen.

Einmal logisch gedacht, wenn 30 Millionen Menschen einen Riestervertrag abschließen könnten, aber nur 10 Millionen einen Vertrag abschließen, dann hat der Staat für 20 Millionen Menschen allein an der Grundzulage 3,5 Mrd. Euro jährlich gespart. Mit den Kinderzulagen ist die Ersparnis um ein Vielfaches höher. Ein gutes Geschäft für den Staat. Geld sparen und dennoch das Rentenniveau weiter absenken.

Übrigens bis 2025 soll das Rentenniveau bei 48 % vor Steuern liegen, was danach kommt weiß kein Mensch.

Die Rendite der Riester lohnt nicht!

Wir sagen:

Die gesetzlich vorgeschriebene Beitragsgarantie verhindert eine mögliche höhere Rendite. Dies bedeutet, entscheidet sich unser Musterkunde für ein Riesterprodukt im Rahmen einer Fondsanlage so ist die Anlagequote in Aktien sehr gering. Entscheidet er sich dagegen für einen klassischen Riestervertrag ohne Fondsanlage so muss er schwankende Überschussbeteiligungen in Kauf nehmen.

Die Verwaltungskosten/Abschlusskosten sind zu hoch!

Wir sagen:

Hier stimmen wir der Aussage bedingt zu. Die Verwaltungskosten sind eindeutig zu hoch, und schmälern die Rendite. Daher ist es im Vergleich besonders wichtig nicht nur die Ablaufleistung, sondern auch die laufenden Kosten zu vergleichen.

Die Doppelbesteuerung frisst die Rente auf!

Wir sagen:

Hier sind wir der Meinung, dass dies nicht ganz fair ist. Denn die Beiträge werden vom bereits versteuerten Einkommen gezahlt. Dennoch muss man auch hier darauf hinweisen, dass viele Riestersparer über die Jahre hinweg mögliche Steuervorteile nutzen konnten.

Und wenn wir ehrlich sind, jede steuerliche Erleichterung führte auf einer anderen Seite zur nachträglichen Besteuerung oder es werden einfach neue Steuern erfunden.

Aber auch hier ein einfaches Rechenbeispiel. Unser Musterkunde hat mit seinem Einkommen eine Bruttorente in Höhe von ca. 1300 € zu erwarten. Abzüglich von Steuern und Krankenversicherung sind das derzeit netto ca. 1.145 € kommt jetzt die Riester in Höhe von 120 € hinzu, dann erhält er ca. 1243 €. Das sind netto 8,6% mehr Rente. Haben oder nicht haben.

Worum geht es in diesem Blogartikel?

In diesem Artikel geht es nicht um die Frage ob die Zusatzrente in 37 Jahren noch die Kaufkraft von heute hat, oder ob sie ausreichen wird. Dieser Illusion brauchen wir uns nicht hingeben.

Vielmehr geht es um die Tatsache, dass der Staat diese Form der Altersvorsorge fördert. Natürlich ist die Höhe der Förderung davon abhängig wie hoch mein Einkommen ist und wieviele Kinder mit berücksichtigt werden. Unser Musterkunden erhält in unserem Beispiel fast 50% der Beiträge zur Riesterrente im Grunde geschenkt. Dennoch stellen sich Kritiker hin und behaupten Riester lohnt nicht. Wenn unser Musterkunde für seinen Vertrag nur knapp die Hälfte selber einzahlt und dennoch die volle Rente ausgezahlt bekommt, dann lohnt sich das nicht?

Wenn mir jemand sagt, ich schenke dir die Hälfte des Kaufpreises deiner Wunschimmobilie oder Autos, dann kaufe ich es weil es mich nur die Häfte kostet, aber wenn der Staat in unserem Beispiel die Hälfte meiner Riester bezahlt, dann soll ich sie nicht kaufen weil sich sich 8-15 % mehr Rente nicht lohnen?

Mein Mathelehrer würde die Hände über den Kopf zusammenschlagen und sagen „Mathe 6, setzen!“

Fassen wir noch einmal die Vorteile zusammen:

  • Hohe Förderung
  • Lebenslange stabile Rente
  • Schutz vor Pfändung/Insolvenz
  • Berufseinsteigerbonus
  • Beitragsgarantie

Aber schauen wir uns doch auch einmal die Nachteile genauer an:

  • Begrenzte Vererbbarkeit – Verstirbt der Versicherungsnehmer vor Rentenbeginn, so ist das Guthaben auf den Riestervertrag des Ehepartners oder eines kindergelberechtigten Kindes übertragbar. Je nach Versicherer wird sonst das Ersparte abzüglich staatlicher Zulagen und Steuervergünstigungen vererbt. Um seine Hinterbliebenen zu versorgen reicht ein Riestervertrag nicht aus.
  • Hohe Abschluss-/Verwaltungskosten – Die Kosten für den Abschluss, Vertrieb und Verwaltung werden auf die ersten 5 Vertragsjahre verteilt. Diese variieren je nach Anbieter. Daher ist es empfehlenswert die Kosten der einzelnen Anbieter zu vergleichen.
  • Steuerpflichtige Rentenzahlung – Die Rente wird in voller Höhe versteuert. Allerdings ist der Steuersatz im Rentenalter geringer. So ergibt sich trotz der Versteuerung immer noch ein Vorteil.

 

  • Hohe Lebenserwartung – Die Versicherer setzen eine hohe Lebenserwartung voraus, was die monatliche Rente schmälert. Wer früher stirbt hat zu wenig Rente bekommen und wer später stirbt hat mehr Rente bekommen.

 

  • Kündigung – Wer seinen Vertrag vorzeitig kündigen möchte muss die Zulagen sowie eventuelle Steuervergünstigungen zurückzahlen. Viele Versicherer berechnen für die Kündigung eine zusätzliche Gebühr. Meine Empfehlung, den Vertrag einfach Beitragsfrei setzen.

 

  • Anrechnung auf Grundsicherung – Wer im Alter auf staatliche Unterstützung angewiesen ist hat seit 2018 einen Freibetrag von mindestens 100 €. Alles was darüber hinaus geht wird auf die Grundsicherung angerechnet.

Für wen ist die Riester besonders geeignet?

 Gerade für Menschen mit Kindern ist die Riester aufgrund der hohen Förderung besonders gut geeignet.

Aber auch Menschen die sich aufgrund ihres geringen Einkommens keine vernünftige Altersvorsorge leisten können sollten sich mit dem Thema beschäftigen. Ob sich ein Riestervertrag bei Ihrem Einkommen lohnt, kann ich ganz einfach für Sie berechnen.

Sie haben noch offene Fragen? Sprechen Sie mich an – Ich helfe Ihnen gerne weiter!